Sonntag, 18. Januar 2015

Festa do Senhor do Bonfim

Am Vortag hatte ich Leo und David, die zwei anderen Austauschschüler, eingeladen bei mir zu übernachten und während wir Abend gegessen haben (Ich hatte für alle gekocht), kam dann auch noch der Bruder meines Gastvaters spontan vorbei. Dieser erzählte, dass er morgen zum Fest der Bonfim-Kirche gehen möchte und lud uns ein, mit ihm zu gehen. Wir nahmen die Einladung natürlich an, auch wenn das für uns hieß, dass wir am nächsten Tag um 6 Uhr morgens aufstehen müssen, anschließend nach Salvador fahren und danach vom Elevator 8 km zur Bonfim-Kirche laufen und 8 km wieder zurück. Die ganze Sache klang in der Theorie eingentlich nicht schlecht. 

Am nächsten morgen, hätte ich nach dem Weckerklingeln am liebsten noch weiter geschlafen, den zwei Jungs ging es ähnlich. Nach einer Tasse Kaffee lies die Müdigkeit dann langsam nach, wir frühstückten gemeinsam und warteten auf meinen Gastonkel. Und als dieser dann ziemlich verspätet kam, machten wir uns mit unseren Turnschuhen, die wir ausnahmsweise mal gegen Flip-Flops eingetauscht haben, auf den Weg nach Salvador. Während wir zum Elevator liefen, wo das Fest startete, kamen mir immer mehr Leute mit weißer Kleidung entgegen und mir wurde so langsam bewusst, dass ich wohl die falsche Farbe anhatte. 

Dann ging das Fest los, es spielten Trommler-Gruppen und andere Musiker, alle 10 Meter stand jemand, der Wasser, Bier und andere Getränke verkaufte - alles natürlich "bem gelada", also gut gekühlt. Die leeren Flaschen wurden einfach fallen gelassen und man sah immer wieder, wie die ärmeren Leute den Müll dann aufsammelten, weil die dafür etwas Geld bekommen. Es waren sehr viele tausend Menschen da, aus allen sozialen Schichten, weswegen man sehr aufpassen musste, dass einem nichts geklaut wird. Als Gringa, ist man da oft ein Ziel von Dieben, meine Haare wurden immer wieder angefasst, irgendjemand küsste mir sogar auf die Schulter und immer wieder rief man mich "Gringa", "Loira"(Blondine) oder "Linda"(Hübsche). Aber Meine Kamera war immer gut versteckt und ist auch sicher wieder nach Hause gekommen und sonst habe ich alle Wertsachen Daheim gelassen. Gerade, weil es auf der Straße so viele Leute waren, war es schwierig, dass unsere Gruppe immer zusammen blieb. Zum Glück sind die Brasilianer alle etwas kleiner, da konnte ich über die Köpfe der meisten hinwegsehen. 

8 km laufen sind etwas ganz anderes, als diese Strecke mit Tausend anderen, dicht an einanderer gedrängt bei über 30°C in der Mittagssonne überwinden zu müssen, denn das war alles andere, als ein Spaziergang. Die Musik und all die fröhlichen Menschen um einen herum, ließen einen das aber alles schnell vergessen. Als ich die Kirche schon von weitem sehen konnte, war ich trotzdem froh und meine Füße müde. Dort stärken wir uns ersteinmal mit Fejoada und stellten fest, dass wir uns alle ganz schön verbrannt haben, in der heißen brasilianischen Sonne. Ich war rot von Kopf bis Fuß. Wir konnten uns aber nicht lange ausruhen, denn der Rückweg stand uns nun bevor und eigentlich hatten wir darauf alle keine Lust mehr. Was ich und die anderen ziemlich lustig fanden, war dass wir plötzlich angehalten und in ein Haus, von unbekannten Leuten die uns spontan eingeladen haben, gegangen sind. Dort saßen wir dann in der Küche und unterhielten uns mit den Leuten dort, die auch nicht wussten, in wer hier eigentlich wohnt. Auch wenn wir auf gleich auf eine Party eingeladen wurden, mussten wir dann doch leider wieder gehen und unseren Rückweg fortsetzen.

Völlig erschöpft erreichten wir dann das Auto, fuhren noch zu der Familie der Schwester meines Gastvaters, weil diese zufällig in Salvador wohnen, gingen anschließend Pizza essen und gegen 10 Uhr war ich dann zu Hause, wollte nur noch kalt duschen und schlafen. 

Auch wenn dieser Tag mehr als anstrengend war, habe ich es trotzdem nicht bereut so früh aufzustehen und fand es super interessant bei diesem Fest mit dabei zu sein. Das war schon mal wie ein kleiner Vorgeschmack auf Karneval, welcher in Salvador ja noch viel größer, lauter und bunter gefeiert wird. 

David und ich - noch total motiviert für den Lauf
irgendwo verlohrengegangen zwischen den bahianischen Frauen

Menschen über Menschen..
und endlich am Ziel angekommen!!



Übrigens fahre ich ab dem 22. Januar nach RIO DE JANEIRO!! Ich bin so froh dass es doch noch geklappt hat und ich jetzt eine Woche in dieser wunderbaren Stadt verbringen darf. Dort werde ich auch bei einer Gastfamilie wohnen, deren Haus ziemlich nah an der Christus-Statue steht ;)

Alles Liebe,
Lena

Freitag, 16. Januar 2015

Gringos on Tour

Vor ein paar Tagen ging es für uns Gringos zum Praia do Forte. Gringo/a bedeutet hier soviel, wie Ausländer und so werden vor allem blonde Leute genannt. Aber das Wort hat nicht so eine negative Bedeutung, wie man es aus der Deutschen Sprache kennt und Gringa ist jetzt schon fast wie mein zweiter Name geworden.

Seit vielen Wochen musste ich mal wieder vor 10 Uhr aufstehen, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Von meiner Betreuerin wurde ich abgeholt und es folgte eine sehr schweigsame Autofahrt, denn meine Betreuerin hat ein Problem damit, wenn wir untereinander mal ein Wort Englisch reden. Zusammen mit den anderen Austauschülern fuhren wir zu dem besagten Strand, der bei Touristen sehr beliebt ist. Dort angekommen, besuchten wir zu erst das Schildkröten-Reservat, in dem kranke und verletzte Schildkröten wieder aufgepäppelt und danach zurück ins Meer gelassen werden. Wie die Tiere dort in ihren viel zu kleinen Pools gelebt haben, fand ich ein bisschen traurig und hoffe, dass die auch wirklich alle bald wieder in die Freiheit entlassen werden.

Danach gingen wir zusammen Mittag essen und schauten und anschließend die Touristen-Shops an. Postkarten konnte ich hier in Brasilien trotzdem noch keine einzige finden.

Mittlerweile ist hier Hochsommer und nachdem wir schon den ganzen Tag in der heißen brasilianischen Sonner herumgelaufen sind, hatte ich nicht nur müde Füße und einen Sonnenbrand, sondern sehnte mich auch danach, endlich im Meer schwimmen zu gehen. Dieser Wunsch wurde mir und den anderen Austauschülern dann auch erfüllt und die hohen Wellen waren wirklich fantastisch.

Vor der Rückfahrt aßen wir noch gemeinsam und im Auto sind wir dann alle vor Erschöpfung eingeschlafen. Es war mit Sicherheit in gelungender Tag und ich bin immer wieder froh darüber ein paar neue Orte kennen zu lernen, denn besonders die Natur Brasliliens überrascht mich immer wieder.















Bis Bald

Lena

Halbzeit

Genau heute ist der Tag der Halbzeit! Jetzt kann ich die Tage nur noch runterzählen und der Tag meiner Abreise fühlt sich nicht mehr so weit entfernt an. Für mich ist es unglaublich, aber (leider) war.

In den letzten Tage musste ich ein Dankesschreiben an meinen Stipentiengeber verfassen und von meinen Erlebnissen der ersten Hälfte meines Auslandsjahres berrichten. Ich denke heute ist der richtige Tag dieses Schreiben auch hier zu veröffentlichen, auch wenn die, die meinen Blog regelmäßig verfolgens sicher schon vieles bekannt ist. Es ist viel Text geworden, aber ist ist auch nicht einfach gewesen alles, was man in einem halben Jahr erlebt hat, zusammen zu fassen, ohne das es ein Roman wird.


Bom dia, Amigos! Ich bin Lena, 17 Jahre alt und verbringe gerade mit AFS Interkulturelle Begegnungen und einem Teilstipendium der Adolf Würth GmbH ein Jahr in Brasilien, genauer gesagt in Lauro de Freitas, einem Vorort von der im Nordosten gelegenen Metropole Salvador. Das Land Brasilien ist riesig und so unterscheiden sich auch die Kulturen in den verschiedenen Teilen des Landes, deswegen lassen sich meine Aussagen nicht auf das ganze Land beziehen. Trotzdem will ich euch von dem Brasilien, welches ich kennenlernen durfte, erzählen.



Ich bin jetzt wirklich schon 5 Monate in Brasilien und kann noch gar nicht richtig glauben, dass es quasi Halbzeit ist, denn die Zeit vergeht mir einfach viel zu schnell. Dabei fühlt es sich manchmal doch noch wie gestern an, als ich mich damals vor einem halben Jahr von meinen Eltern und Freunden verabschieden musste und mich mit all den anderen Austauschschülern auf die weite Reise ins ferne Brasilien gemacht habe. Und auch wenn anfangs alles so fremd war, habe ich hier meine zweite Heimat gefunden und muss ehrlich sagen, dass ich diese Entscheidung ins Ausland zu gehen noch nicht einmal bereut habe.



Aller Anfang ist schwer



Dabei war mein Start alles andere als gut. Nach der großen Freude und Überwältigung nach der Ankunft , rauschte meine Achterbahn der Gefühle ganz weit nach unten und die Enttäuschung machte sich breit. Meine Gastfamilie lebte in einer für mich ziemlich gefährlichen und auch ärmlicheren Teil der Stadt. Ich durfte nicht allein das Haus verlassen, mich mit Freunden verabreden, fühlte mich in dem Haus wie eingesperrt und dass die Familie keine Zeit für mich hatte und auch kaum mit mir redete,ich quasi ignoriert wurde, machte alles nur noch schlimmer. Es war ein großer Schock für mich unter diesen extrem anderen Bedingungen zu leben, so eingeschränkt zu sein, denn ich kannte bisher ja nur das Leben im sicheren und reichen Deutschland. Für mich war dann definitiv klar, dass ich meine Gastfamilie wechseln muss und seitdem lebe ich in einer neuen Familie, bestehend aus meinen zwei Gasteltern, die ich sehr lieb gewonnen habe.



Von der unteren Mittelschicht zur Elite, so fühlte sich der Wechsel für mich an und so kann ich sagen, dass ich das Leben beider Seiten kennengelernt habe, denn so ist Brasilien nun mal – tief gespalten in seinen sozialen Schichten und jeder will sein Hab und Gut mit aller Macht beschützen. Kriminalität und Sicherheit haben hier eine ganz andere Bedeutung. Noch nie vorher in meinem Leben habe ich eine Favela gesehen, es gibt bestimmte Orte die man  nicht passieren sollte und sobald es dunkel ist, ist es besser nicht mehr draußen herum zu laufen. Viele Dinge sind gefährlich, besonders, wenn man Ausländer ist und so ich habe vor allem in den ersten Wochen und Monaten mein Leben in Deutschland zu schätzen gelernt, durch die enormen Kontraste, die einem erst bewusst werden, wenn man sie selbst erlebt.



Fasziniert von Land und Leuten



Brasilien ist wie eine andere Welt und ich fühlte mich anfangs wie ein Alien, der versehentlich hier gelandet ist und so wurde und werde ich auch immer noch von den Leuten die hier leben angestarrt. Als Blondine in Salvador, der Stadt mit dem höchsten Anteil schwarzer Bevölkerung, fällt man eben auf. Dabei sind die Brasilianer aber ein wunderbares Volk, sehr herzlich und freundlich. Zur Begrüßung wird man umarmt, es gibt ein Küsschen auf die Wange links und rechts und man bekommt die Frage „Tudo bem?“ ( Wie geht’s?) gestellt, egal ob man die Person schon lange kennt oder noch nie zuvor gesehen hat. Diese Lebensfreude und Offenheit der Leute hier fasziniert mich sehr. Sie kommen auf einen zu, sind interessiert, wollen mit einem reden, auch wenn man Portugiesisch vielleicht noch nicht gut beherrscht. Das alles färbt sich auch ein bischen auf mich ab, denn ich merke selbst, dass ich selbstbewusster und glücklicher geworden bin.



Pünktlichkeit? Das ist nicht gerade die Stärke der Brasilianer. Oft wird es sogar als unhöflich angesehen, wenn man zum ausgemachten Zeitpunkt erscheint. Genauso wenig wird es mit Verabredungen ernst genommen. Also wenn jemand zu dir sagt, „Lass uns morgen etwas unternehmen. Ich rufe dich an!“, dann solltest du besser nicht davon ausgehen, dass du wirklich einen Anruf bekommst, sondern lieber noch mal nachhaken.



Ich wohne nah an Salvador und liebe diese Stadt. Der Mix aus Moderne, den vielen antiken Häusern im portugiesischem Stil und die Nähe zum Meer machen einen besonderen Reiz aus. Und wenn man erstmal aus der Großstadt heraus ist, sieht man auch die wunderschöne Natur. Palmen und Kakteen wachsen überall, es gibt traumhafte Strände mit tiefblauem Wasser und weißem Sandstrand, der sogar nur 10 Minuten zu Fuß von meinem Haus entfernt ist. Ich fühle mich deshalb schon ein bisschen so, als würde ich im Paradies leben.



Ein etwas anderer Alltag



Mit der Zeit werde ich aber auch immer mehr zur kleinen Brasilianerin, dusche mindestens einmal täglich, esse Mittags immer Reis mit Bohnen, gehe wie alle anderen ins Fitness-Center, verbringe viel Zeit am Strand und gehe surfen.



Viele Jugendlich gehen gemeinsam Shoppen, ins Kino, treiben Sport (besonders beliebt sind Fitness-Center, Fußball oder Tanzen). Oftmals trifft man sich aber auch einfach zu Hause, macht ein Churrasco (Brasilianisches Barbeque mit sehr viel Fleisch) und hört dazu brasilianische Musik. Hier gibt es nämlich weit mehr, als nur Samba oder kennt ihr etwa Axé, Forró, Pagode oder Funk? Dann wird es Zeit! Am Wochenende gibt es viele Feste und Partys, die oft bis in die frühen Morgenstunden andauern und man in den Genuss der verschiedensten Musiktypen kommt. Dabei bleibt kein Brasilianer still auf seinem Stuhl sitzen, denn die Leute hier können Tanzen, und wie! Lasst es euch von ihnen beibringen und habt keine Angst, denn es wird euch keiner auslachen, falls ihr den Hüftschwung noch nicht so gut drauf habt.



Auch die Schule, die ich hier besuche, ist absolut anders. Und zwar nicht nur, dass ich eine Schuluniform tragen und früher aufstehen muss. Der Lehrer wird eher als Freund gesehen, mit dem man über das Wochenende plaudert oder Scherze macht. Dabei geht der Respekt natürlich schnell mal verloren. Von Disziplin fehlt hier auch jede Spur, jeder spielt mit seinem Handy herum, liegt mit dem Kopf auf der Bank und schläft, unterhält sich lautstark oder steht einfach auf und geht aus dem Klassenzimmer. Das war zu Beginn ein großer Schock für mich, aber nach einer Weile lernt man sich auch daran anzupassen und weil ich vom Unterricht sowieso noch nicht alles verstehen kann, vertreibe ich mir die Zeit und unterhalte mich mit den anderen.



Freunde in meiner Klasse, mit denen ich auch nachmittags mal was unternehme, habe ich trotzdem eher wenige, denn die Jugendlichen hier wirken generell eher jünger und da gehen die gemeinsamen Interessen auseinander. So habe ich hier viele Freunde die etwas älter sind als ich. Oft haben die auch schon ein Auto, was ein großer Vorteil ist, denn der öffentliche Verkehr hier ist wirklich eine Katastrophe. Bus fahren ist sehr gefährlich, es gibt weder einen Plan oder gekennzeichnete Haltestellen, an U-Bahn, Straßenbahn oder Zug ist gar nicht zu denken. Falls ihr es doch wagen und mit dem brasilianischen Bus fahren wollt, holt euch auf jeden Fall den Rat eurer Gastfamilie und vermeidet es allein unterwegs zu sein.





Falls zukünftige Austauschschüler das einmal lesen werden, will ich ihnen auf jeden Fall noch ein Paar Tipps mit auf die Reise geben:

·         Schreibt Tagebuch. Es ist wunderbar sich auch in vielen Jahren noch einmal das Buch zur Hand zu nehmen und sich an all die Erlebnisse zurück zu erinnern.

·         Seid offen und probiert alles aus! Auch wenn die Brasilianer alle ein bisschen verrückt sind, muss man sich nur darauf einlassen, um voll und ganz in deren Kultur integriert zu werden. Habt keine Angst etwas falsch zu machen oder seid schüchtern. Nutzt jede Chance, die euch geboten wird, denn vielleicht kommt sie nie wieder in eurem Leben.

·         Durchhalten. Es wird Tage geben an denen ihr euch einsam fühlt, Heimweh bekommt, ihr euch missverstanden fühlt oder euch langweilt. Wichtig ist, dass ihr nicht aufgebt, denn auch die Zeit der Isolation geht vorüber.

·         Vermeidet es Englisch zu sprechen. Es scheint ja sehr verlockend, wenn man noch nicht gut Portugiesisch spricht, aber ihr solltet jede Chance nutzten die Sprache eures Gastlandes zu lernen, denn um so leichter wird es euch fallen, euch zu recht zu finden und Freunde zu finden.

·         Genießt es! Denn die Zeit vergeht viel zu schnell.



In den 5 Monaten, die ich nun schon hier bin, konnte ich viele Erfahrungen sammeln, habe eine zweite Familie am anderen Ende der Welt, konnte viele Freundschaften schließen und in eine andere Kultur eintauchen, die so anders ist und die ich trotzdem oder auch gerade deshalb zu lieben gelernt habe. Auch im Portugiesisch mache ich große Fortschritte und finde es unglaublich, dass es wirklich möglich ist, eine Sprache in so kurzer Zeit zu lernen. Ich bin sehr froh und Dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe ein Auslandsjahr zu machen und möchte einen besonderen Dank an den Adolf Würth GmbH und AFS Interkulturelle Begegnungen aussprechen, durch deren Unterstützung ich mir den Traum, ein Jahr in Brasilien zu verbringen, erfüllen konnte.


Ich denke, ich muss gar nicht mehr so viel schreiben, denn mit dem Text ist schon alles gesagt. Aber wenn ich schon einmal dabei bin, Danke zu sagen, will ich meine Familie und meine Freunde, die daheim in Deutschland auf mich warten nicht auslassen, denn auch sie haben trotz den Tausend Metern Entfernung noch immer ein offenes Ohr für mich und sind immer für mich da. Ich habe euch alle sehr lieb und vermisse euch.


Bis bald
Lena

Dienstag, 6. Januar 2015

Feliz Natal e Ano Novo

Leider total verspätet, weil im Moment wirklich viel los ist und mehr passiert, als ich euch erzählen kann, will ich euch trotzdem noch wissen lassen, wie ich mein Weihnachten und Silvester in Brasilen verbracht habe.

Weihnachten war auf jeden Fall das unweihnachtlichste Weihnachten, was ich je erlebt habe. Ich hatte ja schon davon erzählt, dass es hier ganz und gar nicht weihnachtlich ist, weil die ganze Adventszeit gar nicht existiert. Und so hatte ich mich ziemlich erschrocken, als dann plötzlich der 24. Dezember war. Am Tag zuvor habe ich noch am Strand gelegen und jetzt soll ich Weihnachten feiern? Das passte nicht ganz zusammen. Ich hatte auch nicht sonderlich hohe Erwartungen und zu meiner Enttäuschung war der Tag an sich ziemlich gewöhnlich und ich habe nichts weiter gemacht, als meiner Gastmutter dabei zu helfen das Essen für das Fest am Abend vor zu bereiten. 

Zusammen haben wir ein Presunto (ein großes Stück Schinken) zuerst mit Ananas bestückt und dann mit flüssigem Zucker übergossen. Das ganze blieb dann für 4 Stunden im Ofen und wurde anschließend noch mit Kirschen, fritierter Ananas und süßem Eigelb verziert. Glaubt mir, auch wenn sich das echt nicht lecker anhört, hat es mir geschmeckt.

Als es dann endlich Abend wurde habe ich mir mein schickes neues Kleid und meine neuen Schuhe angezogen, die mein Weihnachtsgeschenk waren. Danach ging es erst zu einer Freundin meiner Gasteltern, die ein großes Weihnachtsessen mit drei Gängen vorbereitet hatte. Anschließend gingen wir dann zum Haus vom Bruder meines Gastvater's, bei dem ein großes Fest, für das die ganze Familie zusammen gekommen ist, stattfand. Dort gab es dann natürlich nochmehr Essen und obwohl ich eigentlich schon total satt dort angekommen bin, wurde ich nicht eher in Ruhe gelassen, bis ich mir auch dort nochmal denn Teller voll gepackt haben. So sind sie halt, die Brasilianer. 
Um Mitternacht fingen dann alle plötzlich an sich gegenseitig Geschenke zu übergeben und meine Gasteltern haben sich zum Glück auch sehr über die Kleinigkeit gefreut, die sie von mir bekommen haben. Gegen 4 Uhr war ich dann schließlich zu Hause, habe mir noch den wunderschönen Sonnenaufgang angeschaut und bin dann müde ins Bett gegangen.

Also wenn ich sagen soll, welches Weihnachtsfest mir besser gefällt, ist es auf jeden Fall das in Deutschland. Hier war es mehr wie ein großes Familienfest mit Geschenken, die man sich Gegenseitig übergibt, aber absolut nicht wie besinnliche Weihnachten...aber sicher doch eine tolle Erfahrung alles mal ganz anders erleben zu dürfen. 







Während in den letzten Tagen des Dezembers eine Party nach der nächsten stieg, rückte auch Silvester immer näher. Ich hatte eigentlich vor mit meinen Freunden in das Neue Jahr zu starten und auch für meine Gasteltern war das kein Problem. Allerdings machte mir meine Betreuerin dann einen Strich durch die Rechnung, weil sie der Meinung war, dass es eine Regel gäbe, dass man Silvester nur mit der Familie oder AFS-Leuten feiern darf. Und auch wenn meine Familie und ich an der Glaubwürdigkeit dieser Regel zweifelten, gab es für mich keine Ausnahme. Meine Gasteltern wurden von ihren Freunden eingeladen und ich wollte mein Silvester eigentlich nicht nur mit Erwachsenen verbringen. Ein Freund von mir, David, ein Austauschschüler aus Dänemark, hat den Abend dann für mich gerettet, indem er mich eingeladen hat, mit seiner Familie zu feiern. Und da musste auch meine Betreuerin jetzt 'ja' sagen. Letzte Schwierigkeiten im alten Jahr, konnten also auch noch bewältigt werden.

Wenig später war ich dann bei ihm, wir haben seinen Gasteltern beim Vorbereiten des Essens geholfen und gewartet, bis es Abends wurde. Dann wurde mit der ganzen Familie gegessen. Zuerst gab es Lasagne und dann Fisch. Kurz vor Mitternacht haben wir uns dann mit einer Flasche Champagner auf den Weg zum Strand gemacht. Es kam mir so vor, als hätte sich meine ganze Stadt dort versammelt, denn es waren wirklich unglaublich viele Leute dort. Was ich selbst sehr amüsant fand, war das die Leute alle Selfies von sich gemacht haben, die man dann später alle bei Instagram und Facebook bewundern konnte. Ohne einen Countdown war es dann Mitternacht, alle fielen sich in die Arme, wünschten sich ein "Feliz Ano Novo" und dann wurde mit Champagner angestoßen und das (wirklich sehr sehr kleine) Feuerwerk angeschaut. Danach sind wir zum Meer und haben unsere Füße von 7 Wellen umspühlen lassen, weil das ein Ritual ist, was Glück bringen soll. Bei mir waren es mit Sicherheit mehr als 7 Wellen. Vielleicht habe ich dann ja gleich noch mehr Glück im neuen Jahr. Als gegen 1 Uhr dann alle wieder zurück zum Haus gelaufen sind, war die Party dann auch schon vorbei. Wir sind trotzdem noch aufgeblieben, haben gute Elektromusik (die zwischen all der brasilianischen Musik eine echte Seltenheit sind) gehört, sind in den Pool gesprungen und haben festgestellt, dass unsere Silvesterparties in Deutschland und Dänemark irgendwie mehr Party waren, als das familiäre Beisammensein, was wir dieses Jahr miterleben konnten - wieder um eine Erfahrung reicher.

Dänisch, Englisch, Portugiesisch, Deutsch
Letzter Sonnenuntergang 2014




und so fühle ich mich gearade :D
Das war's also mit dem Jahr 2014 und ich fand, es ist unglaublich schnell vergangen. Jetzt beginnt quasi die zweite Hälfte meines Auslandsjahres und ich traue mich gar nicht zu sagen das es wirklich schon Halbzeit ist.

Auch wenn für euch jetzt bestimmt schon wieder die Arbeit und Schule angefangen hat (was bei mir erst wieder ab Februar der Fall ist), hoffe ich dass ihr ein paar schöne Feiertage hattet und diese mit euren Liebsten verbringen konntet. Ich hatte den ein oder anderen Tag schon ganz schön Sehnsucht nach meiner Familie, Freunden und Deutschland. Weihnachten ist eben doch eine nicht so einfache Zeit, wenn man gerade als Austauschschüler die Welt entdeckt.

Alles Liebe,
Lena