Mittwoch, 24. Juni 2015

Zu schnell vorbei...

Am Anfang schien die Zeit noch so endlos, das Ende in weiter Ferne, weil man ja noch soviel Zeit hat, um all die tollen Dinge zu erleben oder man immer sagen konnte "Das mache ich morgen oder nächste Woche oder nächsten Monat..." Doch jetzt wird die Zeit knapp und die letzten Tage vergehen wie im Flug. Jedes Mal aufs Neue will ich die kleiner werdenen Zahlen auf meinem Countdown nicht glauben. Ist es wirklich schon ein ganzes Jahr her, dass ich mit Bauchkribbeln und voller Aufregung meine Gastfamilie bekommen habe und mir ausgemalt habe, wie großartig mein Auslandsjahr werden wird? Und jetzt soll alles schon vorbei sein? Bin ich jetzt schon ein Ex-Exchange Student?

Ich selbst war wohl noch nie ein so emotionales Durcheinander wie in den letzten Wochen. Manchmal denke ich, dass ein Jahr im Ausland reicht, dass ich endlich wieder zu meiner Familie und Freunden in die Heimat zurück kehren möchte und kann es kaum abwarten in den Flieger zu steigen. Wir werden bald selber eine Austausschülerin bei uns in der Familie aufnehmen. Auch plane ich schon Wilkommensparties und meine ganzen Sommerferien in Deutschland durch und habe Listen mit all dem Essen, was ich seit einem Jahr nicht mehr gegessen habe, sodass man denken könnte, ich habe vor einen ganzen Supermarkt auszurauben.

Aber in letzter Zeit spreche ich Portugiesisch so gut, dass ich einfach drauflosreden kann ohne ständig Angst zu haben Fehler zu machen, habe Freunde, bei denen mir die Tränen kommen, wenn ich daran denke, sie bald nicht mehr sehen zu können. Zu dem frage ich mich wie ich ohne meine tägliche Dosis Strand und warme brasilianische Sonne überhaupt zurrecht kommen soll.

Letztendlich kann ich mir nicht aussuchen noch länger zu bleiben und für immer in Brasilien zu leben, käme für mich auch nicht in Frage. Nachdem man aber ein Jahr dafür gekämpft hat, sich ein Leben in einem fremden Land komplett neu aufzubauen, man alle Hoch's und Tief's bewältigt hat und sagen kann, dass aus diesem unbekannten Ort eine zweite Heimat geworden ist, fällt es schwer all das gehen zu lassen, weil man weiß, dass man nie wieder in dieses Leben zurück kehren kann. Nie wieder im Unterricht schlafen, mich mit meine Klassenkameraden über die Lehrer aufregen oder mit den anderen Austauschschülern zum Strand gehen. Und wie viele der Leute, von denen ich mich unter Tränen verabschiedet habe, werde ich wirklich nochmal wieder sehen?

Mein Traum vom Auslandsjahr in Brasilien ist jetzt zu Ende und für mich wird es Zeit mein Paradies zu verlassen und wieder in die Realität zurück zu kehren. Auch wenn am Tag der Abreise Tausend Tränen fließen werden, bin ich trotzdem glücklich hier gewesen zu sein und bereue nichts.  Bei einem Gespräch mit meinem Gastvater sagte dieser zu mir, dass es doch noch gar nicht das Ende ist, sondern alles gerade erst anfängt. Ein Satz der mich sehr inspiriert und berührt hat. Diese Zeit in Brasilien sieht nicht nur schön auf meinem Lebenslauf aus, sondern öffnet mir viele Türen in meiner Zukunft. Ich konnte so viele Dinge lernen, die in keinem Schulbuch stehen, sondern nur das Leben selbst einen lehrt und habe Insiderwissen über ein Land am anderen Ende der Welt. Und wenn immer mir danach ist, mir in Deutschland die Decke auf den Kopf fällt, kann ich nach Brasilien zurück kommen, zu meiner zweiten Familie und werde dort wie eine Tochter empfangen. Und ich denke das war der Sinn des Auslandsjahres.

Vielleicht war es nicht das beste Jahr in meinem Leben, aber all die Erlebnisse und Geschichten, werden für immer meine sein und unvergessen bleiben. Diese Reise hat mich geprägt und wachsen lassen - Erwachsen werden lassen.

Brasilien 2014/15

Dies ist mein letzter Post aus Brasilien aber soll noch nicht das Ende dieses Blogs sein, denn ich habe sehr viel Spaß am Schreiben gefunden. Danke für 8000 Seitenaufrufe, die wir zusammen erreicht haben und an alle die regelmäßig meine Texte lesen.

Ich freue mich meine Liebsten am Samstag sehen zu können und hoffe ihr erwartet mich am Frankfurter Flughafen mit Wilkommensschildern, Luftballons und einer festen Umarmung ;)

Wünscht mir einen heilen Heimflug!
Bis Bald und alles Liebe,
Lena

Mittwoch, 10. Juni 2015

AFS pre-return Camp

Auch das AFS Camp, welches uns Austauschschüler auf unsere Rückreise vorbereiten soll, liegt schon hinter mir und es ist weniger, als ein Monat, der mir in Brasilien noch bleibt.

In einem kleinen Hotel am Strand in meinem Ort, Lauro de Freitas, fand das Camp dieses Mal statt. Zu meinem bedauern, war es dieses Mal nicht in Salvador aber der Strand bot eine ganz gute Alternative. Am Samstagmorgen fanden sich dort nach und nach alle Austauschüler ein, die Brasilien bald verlassen werden. Ich, mit brasilianischer Gelassenheit kam als allerletzte an.


Plan für dasWochenende
 Dann machten wir wieder die für AFS typischen Aufgaben und Diskussionsrunden, die hauptsächlich zum reflektieren des Jahres dienten. So malten wir ein Diagramm, welches die Hoch's und Tief's des Jahres zeigte, packten unseren imaginären Koffer und redeten über die brasilianische Kultur und wie sich unsere Sicht darauf im Laufe des Jahres geändert hat. Auch nach dem Mittagessen hatte meine Betreuerin, die das Camp leitete noch einige solcher Aufgaben für uns bereit.

Am Nachmittag setzten wir das ganze dann am Strand fort und sprangen zum Abschluss alle nochmal in den Pool. Dann gab es Abendessen und anschießend setzten wir uns einfach nur zusammen und redeten. Es war eigentlich bei allen schon in Vergessenheit geraten, aber irgendjemand musste dann leider doch noch zu Wort bringen, das ja die Talentshow noch auf dem Plan steht. Spontan kamen einigen anderen die Idee das Lied "The lions sleeps tonight" bzw. auch bekannt als "Wimoweh" (googelt das mal, ihr kennt es bestimmt!) dreistimmig zu singen. Mit meiner goldenen Stimme schloss ich mich ihnen natürlich gleich an. Damit war der Abend auch leider schon zu Ende und schon gegen Mitternacht wurden wir alle ins Bett geschickt.

Morgens wurden wir demnach auch alle zeitig geweckt und haben einen langen Strandspaziergang gemacht und sind zusammen im Meer schwimmen gegangen. Es gab Mittagessen und nach den letzten Aufgaben, war das Wochenende auch schon vorbei und es hieß Abschiednehmen, denn alle gingen wieder in ihre Stadt zurück. "Bis nach Sao Paulo!", sagte ich zu allen, denn spätestens dort werden wir uns wiedersehen.

Dieses Camp fand ich besser als das Letzte, den immerhin waren die Freiwilligen von AFS ein wenig animierter und wir waren auch mehr Leute. Viele von ihnen hatte ich auch seit dem letzten Camp nicht mehr gesehen und man konnte sehen, wie wir uns alle weiterentwickelt haben und auch jeder die Sprache so gut beherrschte, dass wir sogar unter uns Austauschschülern Portugiesisch geredet haben, statt Englisch oder Deutsch.


Alles Liebe,
Lena

Dienstag, 9. Juni 2015

Ouro Preto und Congonhas

An einem Tag, den ich in Belo Horizonte verbracht habe, sind wir nach Ouro Preto gefahren, haben uns zu erst jedoch ein mal verfahren, weil hier alles wirklich schlecht ausgeschildert ist. So haben wir die richtige Einfahrt nach Ouro Preto verpasst und bis nach Congonhas gefahren und haben dort kurz angehalten.

Congonhas wird auch "Cidade dos Profetas" (Stadt der Propheten) genannt und liegt auf einem Berg, von welchem man die Aussicht über die kleine Stadt hat. Grund für den Namen ist eine sehr große und schöne barocke  Wallfahrtskirche "Bom Jesus de Matozinhos" mit vielen steinernen Statuen der besagten Propheten. Neben der Kirche befinden sich viele kleine Kapellen. Nach und Nach muss man die einzelnen Kapellen ablaufen und wenn man dies in der richtigen Reihenfolge tut, erzählen die Bilder die Geschichtevon Jesus, vom Abendmahl bis zur Kreuzigung

Vor der Kirche mit einem der Propheten
die kleinen Kapellen

Dann sind wir auch schon weitergefahren und haben noch Ouro Branco passiert, wo eine gute Freundin von mir ihr Auslandsjahr macht und wäre sie nicht genau zu der Zeit im Amazonas, hätte ich sie besuchen können. Dann kamen wir endlich auch an unserem eigentlichem Ziel, Ouro Preto, an.

Ouro Preto gilt als eine der wichtigsten historischen Städten von Brasilien und wurde im Jahr 1698 erbaut. Übersetzt heißt Ouro Preto "Schwarzes Gold", womit allerdings kein Erdöl gemeint ist, sondern richtiges Gold, welches hier früher abgebaut wurde. Heute lebt die Stadt hauptsächlich von Tourismus und außer uns waren auch viele Leute dort und haben sich die vielen Kirchen und Museen angeschaut, welche die Stadt bietet. 
Die ganze Stadt besteht aus vielen kleinen antiken Häusern, welche für mich wieder sehr europäisch aussahen und mich sogar ein bisschen an die Altstadt aus meiner Heimatstadt erinnert haben, statt an Brasilien. 
 
Unser Mittagessen typisch-mineirisch
  

Es tut mir Leid, dass ich so lange nichts geschrieben habe und auch mit den berichten meiner Reise so lange auf mich warten lassen habe. Allerdings versagt - warum auch immer - meine Technik hier so langsam. Nicht nur meine Spiegelreflexkamera hat einen defekt und ist nicht mehr nutzbar (deswegen sind auch alle Bilder leider nur Handy-Qualität), sondern auch mein Computer ist extrem langsam. 
Ich will trotzdem versuchen etwas mehr zu schreiben und den Blog zu Ende führen. Lang ist es nämlich nicht mehr, denn in 17 Tagen mache ich mich schon auf den Heimweg nach Deutschland!

Bis bald und alles Liebe,
Lena

Belo Horizonte

Meine Reise führte mich am Sonntag Abend nach Belo Horizonte, um dort zusammen mit meiner Gastmutter ihre Eltern zu besuchen. Belo Horizonte (oder kurz BH), was übersetzt "schöner Horizont" bedeutet, ist die Hauptstadt vom Staat Minas Gereis und liegt im Südosten von Brasilien. Auch ist die Stadt durch ein ganz anderen eres Landschaftsbild geprägt. Statt Strand gibt es hier nähmlich jede Menge Berge, denn die Stadt liegt mitten im Gebirge. Trotzdem ist die Stadt organisiert (zumindest organisierter, als dass was ich aus Bahia kenne), denn die meisten Straßen sind in einem Schachbrettmuster angeordnet, was auch die Orientierung in einer solchen Metropole um einiges einfacher macht. Wer sehr reich ist, kann sich sogar ein Haus auf einem der Berghänge leisten.Von Dort hat man dann die Sicht über die ganze Stadt.

Selbst das Essen war etwas anders, aber Reis und Bohnen haben auf dem Tisch natürlich trotzdem nie gefehlt. Dafür gibt es hier aber das berühmte "Pao de Quejo" (Eine Art Käsebrötchen), dass wohl an keinem Ort besser schmeckt als hier.

Meine Gastgroßeltern haben ein kleines Haus ziemlich nah am Zentrum und ich fand es spannend auch ihre Famlie kennenlernen zu dürfen, denn meine Gastmutter ist in Belo Horizonte aufgewachsen. Weil sie sich deswegen hier auch bestens auskennt, hat sie mir am nächsten Tag gleich viele wichtige Sehenswürdigkeiten gezeigt und wir waren den ganzen Tag unterwegs, um die Stadt zu erkunden. Den Tag danach haben wir dann damit verbracht verschiedene Museen zu besuchen. Die meisten von ihnen befinden sich am "Praca da Liberdad" (Platz der Freiheit) in sehr schön hergerichteten alten Gebäuden. So habe ich an diesem Tag viel über die Geschichte, die Mineralien, für die Minaes Gereis sehr bekannt ist, und auch über Kunst gelehrnt, denn wir haben zum Schluss auch noch die Ausstellung von Kandinsky besucht.










Bevor es am Donnerstag Abend schon wieder nach Salvador gehen sollte, haben wir noch das Fussballstadion "Mineirao" besucht. Das war übrigens genau das Stadion, wo Deutschland während der WM 2014 gegen Brasilien 7:1 gewonnen hat. Auch wenn ich mich bei der Erwähnung dieses Spiels bei allen anwesenden Brasilianern ein bisschen unbeliebt gemacht habe, nehmen es die meisten mittlerweile mit Humor. Das Stadion dient auch als Museeum über die Geschichte des Fußballs und man konnte viele Räume, wie die Umkleidekabienen, die Räume zum Aufwärmen vor dem Spiel besuchen und einmal Platz auf der Trebühne nehmen. 


Alles Liebe, 
Lena

Donnerstag, 28. Mai 2015

Brasília - die Hauptstadt

Samstag, früh morgens, ging die Reise los und ich flog nach Brasilía. Bei brasilianischen BilligFlügen kann man nicht immer davon ausgehen, dass man etwas zu Essen bekommt, geschweige denn etwas zu trinken, ohne das extra zahlen zu müssen. Mit nur einem überteuertem Kaffee im Magen, bin ich in Brasilía angekommen, wurde dort von meiner Gastmutter abgeholt (sie ist schon ein paar Tage eher geflogen, wegen einem Kurs) und habe dann noch tapfer bis zum Mittagessen im Hotel durchgehalten.

Nachmittags holte uns dann eine Freundin meiner Gastmutter, die hier wohnt, ab und zeigte uns die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Die Gründung der Hauptstadt war in 1960 und damit ist sie gerade mal 55 Jahre alt. Von Anfang an wurde alles geplant und organisiert, was ja eigentlich gar nicht so das  Ding der Brasilianer ist, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mir als Deutsche ging da wahrlich das Herz auf, bei so einer organisierten und zivilisierten Stadt. Brasília liegt im Zentrum des Landes und hat von oben die Form eines Flugzeuges "plano Piloto" genannt und so haben auch die Adressen die Namen der Flugzeugteile. Unser Hotel z.B. lag im Südflügel.

Die junge Stadt ist super modern und die Architekten haben aus jedem Gebäude ein Kunstwerk geschaffen. Ich war sehr fasziniert, denn der Unterschied zu Salvador ist riesig, sodass ich das Gefühl hatte in ein ganz anderes Land geflogen zu sein. Alles ist Modern, es gibt viel Platz viele Parks und viel Grün, es ist ordentlich und sauber, kaum Verkehr und ich habe mich sehr sicher gefühlt. Man sieht keine Favela weit und breit.
In der Stadt an sich lebt nämlich nur die Mittel- und Oberschicht. Die Unterschicht, unter denen viele aus dem Nordosten sind und unter anderem die Stadt mit erbaut haben, leben in so genannten Satellitenstädten, weiter entfernt und isoliert. Oft sind die Menschen dort ohne Arbeit und leben teilweise noch in größerer Armut als in anderen Favelas in Brasilien. Für den Tourist ist das natürlich nicht sichtbar und deswegen hatte ich mich auch sehr gewundert, aber in Brasilen kann keine Metropole ohne Favela existieren.

Während den nur zwei Tagen die ich in der Hauptstadt verbracht habe, konnte ich doch viel von der Stadt sehen und war sehr begeistert. Fast alle Sehenswürdigkeiten konnte ich besichtigen, habe Kirchen, Tempel, Museen, das Haus der Präsidentin besucht, den Ausblick vom Fernsehturm genossen und unzählige Fotos gemacht. Gelohnt hat sich der weite Weg auf jeden Fall!

Nachdem wir die letzte Sehenswürdigkeit besucht hatten, ging die Reise auch schon weiter nach Belo Horizonte... Fortsetzung folgt ;)

Aussicht von unserem Hotel
Die Kirche von vorn. Durch einen dunklen Tunnel gelangt man dann ins innere...

Palácio dos Arcos
Kongressgebäude "Congresso Nacional"
an einem Aussichtspunkt an dem großen See
der Fernsehturm bei Sonnenuntergang
Am nächsten Morgen sich dann auch wir auf den Fernsehturm geklettert
Das Fußballstadion von Brasília
 
Später sind wir auf eine "Feira" (eine Art Flohmarkt nur viiiel besser) gegangen
Templo da boa vontade
Im innreren des Temples musste man sich die Schuhe ausziehen und auf den Linien entlanglaufen, welche in der Mitte geendet haben. Von dort konnte man den klarrsten Kristall der Welt sehen, der auf der Spitze des Tempels steht.

Brasília von oben